Den Sozialismus haben wir schon behandelt, den Feminismus auch, fehlt also noch der Internationalismus als letzter Teil unseres Projektes „Zeit für uns“.
Den Namen des Projektes darf man ruhig wörtlich nehmen, denn Zeit lassen wir uns in der Tat, wenn wir die Bestandteile der Ideologie unseres Jugendverbandes unter die Lupe nehmen. Eines steht bereits jetzt fest: auch wenn der Internationalismus seit jeher Teil der sozialistischen Bewegungen war, ist er heute doch genauso aktuell wie damals.
Neben den ideologischen Gründen für internationalistische Lösungen gibt es nämlich auch ganz pragmatische, die einen Blick über den eigenen, nationalen Tellerrand verlangen. Ganz besonders deutlich sieht man das aktuell bei den Flüchtlingsströmen. Es ist nicht sinnvoll und wird zu keiner Lösung führen, wenn alle europäischen Länder eine verschiedene, teils konträre Asylpolitik betreiben. Also muss man sich von nationaler Eigenbrötlerei lösen und sich kompromissbereit für eine wirkungsvollere, europäische Lösung zeigen.
Dass man anderen Menschen helfen muss, wenn sie in Not sind und dass man ihnen auch die Möglichkeit geben muss eine neue Heimat zu finden, ist sicher ebenfalls eine internationalistische Ansicht. Denn der Kern des Internationalismus ist die Überzeugung, dass jeder Mensch, egal woher er stammt oder welcher Ethnie er angehört, gleich viel wert ist und die Solidarität aller anderen Menschen verdient. Es ist also das Gegenmodell zum Nationalismus, der die eigene Nation über andere stellt, und die Hinwendung zu einer Gemeinschaft aller Menschen. Davon sind wir natürlich noch weit entfernt, wie wir in der letzten Zeit leider häufig gesehen haben. Der Nationalismus, der grässliche Blüten treibt, ist immer noch nicht besiegt und brandgefährlich.
Dass wir eines Tages in einer Welt leben, die frei von Nationalismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ist und in der alle Menschen gleichgestellt sind und gleich behandelt werden, scheint utopisch zu sein. Aber Ideologien, egal welcher Art, beinhalten immer auch eine Utopie, die schwer erreicht werden kann. Trotz dessen ist die Auseinandersetzung mit ihnen keine Zeitverschwendung, sondern unsere idealistische Basis, auf der ganz konkrete Politik gemacht werden kann. Und wenn die Konsequenz ist, dass wir hier in Deutschland etwa bereit sind, mehr Flüchtlingen Schutz zu bieten, dann hat sich die investierte Zeit schon mehr als ausgezahlt.
Deshalb wollen wir uns die nächsten Monate Zeit nehmen theoretische und praktische, historische und gegenwärtige, utopische und realistische Teile des Internationalismus zu behandeln und zu Erkenntnissen zu gelangen, auf die wir unsere künftige Arbeit stellen können. Unsere Ergebnisse wollen wir dann natürlich auch interessierten Genossinnen und Genossen präsentieren und mit ihnen diskutieren.