– von Oguz Akman
Die Jusos sind dafür bekannt, sich den ganz großen Themen anzunehmen, ganz egal welche Ebene sie betreffen. Auf kommunaler Ebene versuchen wir, uns alle zwei bis drei Monate mit den Juso-Stadträt*innen Nasser Ahmed und Yasemin Yilmaz Input über kommunalpolitische Themen einzuholen. Uns ist es wichtig, nicht nur in der eigenen „Juso-Suppe“ zu kochen, ergo in den Sitzungen über kommunalpolitische Themen zu reden,sondern uns auch mit der Stadtgesellschaft auszutauschen. Dabei geht es uns nicht nur darum, mit den diversen Gruppen ins Gespräch zu kommen, sondern auch politische Handlungsmöglichkeiten abzuleiten.
Für mich persönlich gab es keine andere Gruppe in Nürnberg, mit der ich lieber ins Gespräch kommen wollte, als mit der israelitischen Kultusgemeinde (IKGN) in Nürnberg. Es gab einfach viele Fragen, die man als außestehende Person hat. Wie erleben Jüd*innen die aktuelle politische Stimmung in Deutschland und in Nürnberg? Wie sieht es mit Antisemitismus aus? Wie geht die Gemeinde damit um? Das alles waren Fragen, deren Antworten man natürlich aus den unterschiedlichsten Interviews und Reportagen herausfinden kann; sie kratzen aber an der Oberfläche der Thematik der Situation der Jüd*innen in Nürnberg, Deutschland, Europa und der Welt.
Dass jüdische Gemeinden aufgrund der aktuellen, politischen Lage besondere Sicherheitsvorkehrungen treffen müssen, damit die Sicherheit der Gemeinde gewährleistet ist, ist allen bekannt und leider traurige Realität. Die Sicherheitsvorkehrungen vor Ort mit eigenen Augen zu sehen, trifft einen dann doch härter als gedacht. Traurig, dass irgendeine Gemeinde im Deutschland des 21.Jahrhunderts solch strenge Sicherheitsvorkehrungen treffen muss.
Bewundernswert ist die Offenheit der jüdischen Gemeinde in Nürnberg allemal. Jede Glaubensrichtung ist willkommen. Im Pflegeheim, das die IGKN betreibt, arbeiten Menschen muslimischen Glaubens, Christ*innen bekommen auf Wunsch einen Gottesdienst organisiert und die muslimische Gemeinde, mit denen die IKGN im engeren Austausch steht, bekommt Räumlichkeiten um beten zu können.
Eine der vielen Fragen, die wir während unseres Gesprächs mit der IKGN hatten, war: „was können wir also tun, um die Situation der Jüd*innen in Nürnberg und in Deutschland zu verbessern?“ Nach Jo-Achim Hamburger, dem Vorsitzenden der IKGN, sollte die Politik nicht immer nur im Zusammenhang mit der NS-Zeit an Jüd*innen denken. Die Politik muss anfangen sich Gedanken um die Gegenwart und die Zukunft der Jüd*innen in Deutschland zu machen. Ein Appell, den die Jusos Nürnberg mitgenommen haben und der einen definitiv zum Nachdenken bringt.
Es war ein sehr interessanter und vor allem lehrreicher Nachmittag, den wir bei der IKGN verbringen durften. Wir bedanken uns bei Jo-Achim Hamburger und unserer Stadträtin Diana Liberova für den offenen und ehrlichen Austausch und freuen uns auf zukünftige Gespräche!
Dieser Artikel erschien in der Januarausgabe des dsp unter dem Titel „Sozialdemokratie als Lifestyle“