Jugendliche Frauen führen die Proteste gegen die Unterdrückende Regierung im Iran an
† Mahsa Amini, 22 Jahre alt † Hadis Najafi,
22 Jahre alt † Nika Shakarami, 16 Jahre alt

Nachdem Mahsa (gebürtig kurdisch: Jina) am 16. September im Iran von der Sittenpolizei verhaftet und in dieser Haft mutmaßlich ermordet wurde, weil sie ihr Kopftuch „unangemessen“ trug, löste dies eine ungeahnte Protestwelle im ganzen Land aus. Zehntausende Menschen gehen, seit sich Jinas Beerdigung selbst zu einer Demonstration entwickelt hat, auf die Straße und protestieren gegen die weitreichende Unterdrückung durch die Regierung, v.a. gegen die Unterdrückung der Frau.
Angeführt werden diese Proteste hauptsächlich von Frauen so jung und meistens gar noch jünger als Jina. Das Durchschnittsalter der Protestierenden beträgt 15 Jahre. Diese jungen Frauen schneiden sich symbolträchtig ihre Haare ab, verbrennen in aller Öffentlichkeit ihre Kopftücher und fordern in lauten Versen mehr Freiheit und ein Ende der „Diktatur“. Weltweit schneiden sich Frauen allen Alters als Zeichen der Solidarität ebenfalls ihre langen Haare ab. Auch wir Jusos sind in Solidarität mit diesen jungen Frauen: „Wir bewundern ihren Mut im Kampf für Freiheit und Feminismus, obwohl Verhaftung und Tod Folge ihres Einsatzes sein können. Als Jusos stehen wir versammelt hinter ihnen“, beschreibt unsere Vorsitzende Linda die Haltung der Jusos.
Die Konsequenzen sind allen Protestierenden bewusst, auch wenn die Regierung sie in einigen Fällen mehr schlecht als recht zu vertuschen versucht. Jinas Tod war offiziell Folge einer missratenen Operation eines angeblichen Gehirntumors in ihrer Kindheit. Der Autopsiebericht weist eher auf brutale Kopfschläge hin. Hadis sei offiziellen Berichten zufolge an einem Herzinfarkt gestorben. Ihr Vater wurde laut BBC dazu gedrängt, diese Todesursache zu bestätigen. Laut Amnesty International ist sie wohl durch Schrotkugeln in Gesicht, Hals und Brust, geschossen aus nächster Nähe, gestorben. Nika sei laut offizieller Stelle von einem hohen Gebäude im Bau in den Tod gesprungen. Die acht angeblich anwesenden Bauarbeiter wurden verhaftet. Nika schreibt in ihrer letzten Nachricht an Freunde und Familie jedoch, sie wurde von Sicherheitskräften nach einer Demonstration verfolgt. Danach ist sie zehn Tage verschwunden. Nikas Leiche wird ihrer Familie laut Zeugen anschließend unter der Androhung übergeben, die offizielle Todesursache zu verbreiten und lediglich eine private und keine öffentliche Beerdigung abzuhalten (damit sich diese nicht wie Jinas zu einer medienwirksamen Demonstration entwickelt). Hierzu kam es laut Nachforschungen jedoch nicht, da Einsatzkräfte der Regierung die Leiche wieder „stahlen“ und heimlich in der Umgebung beerdigten.
Mindestens 150 Personen wurden bereits während der Proteste getötet; rund 30 Kinder, davon Zeugen zufolge neun von Sicherheitskräften. Obwohl die staatlichen Behörden das Internet als auch den Mobilfunk massiv einschränken, dringen diese Geschichten in die Gesellschaft. Dies scheint die Protestierenden jedoch weiter anzuspornen als abzuschrecken. Hochrangige Beamte propagieren, die jungen Frauen seien durch das Internet in eine Falle des Westens getappt. Doch diverse Videos zeigen, dass sich zahlreiche Männer und Frauen ihrem Widerstand in Solidarität anschließen; Jungen verbrennen mit ihnen Kopftücher.
Mit diesem Artikel möchten auch wir zu Solidarität – zu Frauen, Leben, Freiheit aufrufen.